Wofür brauchen wir Tenside?
Tenside sind Substanzen, die die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herabsetzen (Grenzflächenaktivität) und somit ermöglichen, dass sich zwei eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten (z. B. Wasser und Öl) fein vermengen können. In Waschmitteln und Mitteln der Körperhygiene, inklusive Haarpflegeprodukte, fungieren Tenside als waschaktive Substanzen.
Simple Schmutzlöser
Was wir gemeinhin als „Schmutz“ bezeichnen, sind winzige Ansammlungen von fettigen, öligen Substanzen (z. B. Staub- oder Sandpartikel gemischt mit Fettmolekülen), die sich an Textilfasern, auf der Haut oder im Haar festsetzen. Aufgrund ihres Fettgehalts können diese Verschmutzungen nicht mit reinem Wasser gelöst werden, da sich Fett und Wasser bekanntlich „abstoßen“ und daher kein Einweichen oder Auflösen der Schmutzpartikel stattfindet. Tenside haben die Eigenschaft, fetthaltige Verschmutzungen zu lösen, indem sie die Verbindung von Wasser und Fett ermöglichen. Ferner separieren sie den Schmutz in feine Schwebeteilchen, die in Schaumbläschen eingeschlossen werden. Dadurch lässt sich der Schmutz einfach ausspülen – ein Vorgang, der im Prinzip auch ohne weitere mechanische Krafteinwirkung funktioniert.
Tenside in Haarpflegeprodukten
Ohne Tenside hätten Shampoos keine reinigende Wirkung. Zwar wird in manchen Shampoos versucht, eine solche durch rein pflanzliche, ähnlich wirkende Rohstoffe zu ersetzen, doch erreichen diese kaum einen gleichwertigen Effekt. Physikalisch wirkende Schmutzlöser wie z. B. Aktivkohle, Lavaerde oder Kreide wirken nur dann, wenn sie mit ausreichend mechanischer Kraft einmassiert werden, dies ist bei fragilem oder beschädigtem Haar nicht unbedingt wünschenswert. Gute Tenside hingegen reinigen und entfetten das Haar ohne großartige Kraftaufwendung. Ein leichtes Einmassieren und anschließendes, gründliches Ausspülen reichen.
Wie funktionieren Tenside in Shampoos?
Die stark vereinfachte Darstellung zeigt, wie Tenside den fetthaltigen Schmutz von den Haaren lösen und einschließen. (A) Die fetthaltigen Verschmutzungen (dunkelgrün) haften fest an dem Haarschaft (grau), das aufgetragene Wasser (hellblau) ist nicht in der Lage, den Schmutz zu lösen, da sich H2O und Öl (Fett) gegenseitig „abstoßen“. (B) Fügt man dem Wasser Tenside (grün) hinzu, so versuchen sich die Tensidmoleküle kreisförmig um die Fettpartikel anzuordnen. Dabei sind sie in der Lage, den Schmutz vom Haarschaft zu lösen, solange, bis sie ihn komplett einschließen können. (C) Der fettige Schmutz ist komplett gelöst und schwebt als einzelne Partikel (Mizellen) im Wasser – fest von den Tensidstrukturen umgeben. Diese verhindern durch ihren Auftrieb ein Absinken (Sedimentieren) und außerdem das Zusammenkleben oder Verklumpen der einzelnen Partikel. Die Verschmutzung kann nun einfach mit Wasser ausgewaschen werden.
Sind Tenside schädlich für den Menschen?
Es gibt sehr verschiedene Tensidarten mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften. So gibt es z. B. extrem stark wirkende Tenside, die im industriellen Bereich zum Auflösen von Ölverschmutzungen eingesetzt werden, oder stark schaumbildende für Löschzwecke bei Flüssigkeitsbränden. In Haarpflegeprodukten kommen selbstverständlich nur schwächer wirkende Verbindungen zum Einsatz. Bestimmte Tenside können bei stärkerer Konzentration hautirritierend wirken. Die Hautreizung ist einfach zu erklären: Die Tensidmoleküle lösen auch einen Teil der natürlichen Fettschicht (Sebum) auf der Haut. Bei empfindlicher Haut macht sich der partielle Verlust – welcher jedoch in kürzester Zeit wieder ausgeglichen wird – dieser schützenden Schicht durch Reizungen bemerkbar. Grundsätzlich aber gelten Tenside in Kosmetika unbedenklich. Jahrzehntelange Risikoforschung hat ergeben, dass Tenside nicht gesundheitsschädlich sind.
Tenside und Ökologie
Moderne Tenside sind biologisch vollständig abbaubar. Sie werden im Abwasser schon im Klärbecken durch biologische Stoffwechselaktivität zerlegt und „entschärft“, d.h. sie verlieren dort ihre Grenzflächenaktivität sowie ihre Fähigkeit zur Schaumbildung. In einem zweiten Abbauprozess durch Klärschlammbakterien werden sie komplett in Wasser, CO2, Mineralsalz und Biomasse zersetzt (Metabolisierung). Schon 1961 trat in der Bundesrepublik Deutschland das Detergenziengesetz, eine gesetzliche Regelung über Inhaltsstoffe von Wasch- und Reinigungsmitteln, in Kraft. Seit dem mussten die Tensidverbindungen in Verbraucherprodukten mindestens zu 90% abbaubar sein. 2004 wurde dieses Gesetz durch eine EU-weit geltende Detergenzienverordnung abgelöst und die Vorschriften für die Tensidverwendung weiter verschärft. Die vollständige Abbaubarkeit muss für jede Tensidart einzeln durch entsprechende Testate (OECD 201 und OECD 303) nachgewiesen werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die in der Umwelt möglicherweise durch Abwässer auftretenden Tensidkonzentrationen keine Gefahr für lebende Organismen darstellen.
Gibt es gute und schlechte Tenside?
Wohlwissend, dass es bis heute keine echte Alternative zur Reinigungsfunktion von Tensiden gibt, verzichten einige Naturkosmetikhersteller rigoros darauf, Shampoos und Waschlotionen anzubieten. Auch wenn diese Konsequenz lobenswert erscheint, unserer Meinung nach wird dadurch eine längst notwendige, offene Diskussion über Tenside von vornherein verhindert. Tatsache ist, dass in der Kosmetik längst Tenside im Einsatz sind, die als allgemein gut hautverträglich gelten. Fein abgestimmte Rezepturen, bei denen etwaige Hautirritationen durch die Beigabe von Pflanzenextrakten verhindert werden sind heute bei allen guten Shampoos zu finden. Stärkere Tenside können durch Vermischung mit „sanften“ Tensiden deutlich hautfreundlicher eingesetzt werden, ohne dass ihre waschaktive Wirkung geschmälert wird. Ferner gibt es Tenside, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden (z. B. ALES, Sodium Cocoyl Glutamate oder Coco Glucoside). Vor all diesen positiven Fortschritten sollten Verbraucher nicht die Augen verschließen, auch wenn Tenside letztendlich immer ein chemisches Erzeugnis bleiben werden.
Was ein gutes Shampoo mit Tensiden ausmacht:
- Verwendung von biologisch abbaubaren Tensiden
- Verzicht auf aggressive Tenside aller Art
- Verwendung von waschaktiven Tensiden wie z. B. ALES
- Verzicht auf „einfache“ Tenside wie z. B. SLS oder ALS
- gute Rezeptur/Mischung von waschaktiven und milden Tensiden
- Verzicht auf die Verwendung von nur einem Tensid
- Verwendung von Zuckertensiden
- Verzicht auf Tenside aus tierischen Produkten
- Verwendung von Tensiden aus Kokosnussöl
- Verzicht auf Tenside aus Palmöl
organicum Shampoo erfüllt sämtliche o. g. Punkte für ein allgemein gut verträgliches, funktionelles Haarpflegeprodukt. Die in organicum verwendeten Tenside stammen ausschließlich aus pflanzlichen Produkten und sind 100% vegan. Rohstoff für die Gewinnung ist Kokosnussmark-/öl – kein Palmöl.